Wissenschaft & Forschung

Folgt man den Spuren in die Vergangenheit, so liest sich der Steglitz-Zehlendofer Ortsteil Dahlem wie das Who is Who der Wissenschaft und der Nobelpreisträger. In Dahlem lebten und/oder forschten an den Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (später Max-Planck-Gesellschaft) Persönlichkeiten wie: Albert Einstein, James Franck, Fritz Haber, Otto Hahn zusammen mit Lise Meitner, Werner Heisenberg, Max Delbrück, Max von Laue und Hans Spemann. Bezug zur 1948 gegründeten Freien Universität haben dabei in neuerer Zeit Ernst Ruska, der Erfinder des Elektronenmikroskops, Gerhard Ertl, bis 2004 Direktor der Abteilung Physikalische Chemie des Fritz-Haber-Instituts, Ulrich Cubasch, der an den Reports des Weltklimarats mitwirkte sowie Herta Müller, die 2005 als erste Heiner-Müller-Professorin an die Freie Universität berufen wurde. An dieses Exzellenzniveau knüpfen die heutigen Wissenschaftseinrichtungen des Berliner Südwestens nahtlos an. So ist die Region einer der fünfgrößten Wissenschaftsstandorte Deutschlands und mit ihren herausragenden Persönlichkeiten Garant für höchstes Niveau, auch in Verbindung mit Wirtschaft und Kultur.


Zielstellung des RIK Berlin Südwest ist es, diese historisch gewachsenen Strukturen auch zukünftig weiter zu stärken und die zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen der Hauptstadtregion zu verbinden. Über das bestehende dichte Netz an Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen in Berlin Südwest hinaus sollen auch interkommunale Kooperationen im Bereich der Wissenschaft eine zentrale Rolle einnehmen. Ein gesonderter Fokus liegt hier unter anderem auf dem Forschungsstandort Potsdam, mit seinen Einrichtungen der Universität Potsdam sowie dem Hasso-Plattner-Institut.

 

Neben der (grenzübergreifenden) Vernetzung von bereits bestehenden Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, wird auch die perspektivische Ansiedlung von weiteren Institutionen an regionalen Standorten im Sinne der Zukunftsorte-Konzeption forciert.

Regionale Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen


Freie Universität Berlin

Die Siegelinschrift der Freien Universität Berlin, Veritas, Iustitia, Libertas - Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit – ist auch nach über 70 Jahre nach ihrer Gründung am 4. Dezember 1948 noch Programm. Heute, ergänzt mit der Auszeichnung einer Eliteuniversität als Teil der Berlin University Alliance und gefördert im Rahmen der Exzellenzstrategie, vereint sie 33.000 Studierenden, 4.000 Doktoranden und 358 hauptamtliche Professuren in 178 Studiengänge verteilt auf 11 Fachbereichen und Zentralinstituten. Die Universität ist damit eine der bedeutendsten in Deutschland. Ihre internationale Verankerung zeigt sich in den direkten Kooperationen und Partnerschaften mit weltweit 100 Hochschulen auf allen Kontinenten. Zusammen mit den Kooperationsvereinbarungen ihrer Fachbereiche und Institute zählt die Freie Universität Berlin fast 400 offizielle internationale Kooperationen; sie verfügt damit im Vergleich zu den anderen deutschen Hochschulen mit großem Abstand über die meisten internationalen Kontakte und kann sogar mit einem eigenen Campus der US-amerikanischen Stanford University in ihren Mauern aufwarten. Beispielhaft für die große Nähe der Universität zur Wirtschaft ist die intensive Förderung potenzieller Existenzgründer. In einem Gründerzentrum unterstützt sie ihre Studierenden, Absolventen und Wissenschaftler in der sehr arbeitsintensiven Unternehmensstartphase.


Charité

Die Charité mit ihrer 300-jährigen Geschichte in der über die Hälfte der deutschen Nobelpreisträger für Medizin und Physiologie, unter ihnen Emil von Behring, Robert Koch und Paul Ehrlich ihren historischen Platz gefunden haben, ist eine gemeinsame Einrichtung der Freien Universität Berlin und der Humboldt Universität zu Berlin, deren Campus sich auf vier Standorte verteilt: Campus Benjamin Franklin in Zehlendorf, Buch, Berlin-Mitte und Virchow-Klinikum. Sie zählt mit über 100 Kliniken und Instituten, gebündelt in 17 Charité Centren und 14.500 Beschäftigten zu den größten Universitätskliniken Europas. Am Standort Benjamin Franklin befinden sich zwei Zentren mit den Forschungsschwerpunkten für Muskel- und Knochenforschung (ZMK) und für Immunwissenschaften - Research Center ImmunoScience (RCIS). Die ZMK-Gründung fußt auf der Kooperation mit der ESA, der Europäischen Weltraumorganisation, die zur Grundlage hatte, den Muskel- und Knochenschwund unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit zu untersuchen. Bei dem in 2006 gegründeten RCIS geht es u.a. darum, Risikofaktoren für immunologische Erkrankungen zu ermitteln und Methoden zu deren Behandlung zu erarbeiten.


Max-Planck-Gesellschaft

Die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin und Verwaltungssitz in München; sie wurde am 26. Februar 1948 unter der Präsidentschaft von Otto Hahn als Nachfolgeorganisation der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) in Göttingen gegründet. In 86 Instituten und Forschungseinrichtungen werden über 6.900 Wissenschaftler und mehr als 12.400 Doktoranden, Diplomanden, studentische Hilfskräfte und Gastwissenschaftler beschäftigt. Hinzu kommen über 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im kaufmännischen, technischen und administrativen Bereich. Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf befinden sich fünf Max-Planck-Institute, darunter das 1975 gegründete Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft um die Überlieferung der Kaiser-Wilhelm- / Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften zentral zu sichern und der Benutzung zugänglich zu machen. Der Schwerpunkt der Bestände liegt bei den Vor- und Nachlässen hervorragender Persönlichkeiten, die in der Kaiser-Wilhelm- bzw. in der Max-Planck-Gesellschaft tätig waren..


Max-Planck-Institut für molekulare Genetik (MPIMG)

Das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik (MPIMG) in Berlin ist eines der führenden Genomforschungszentren weltweit und gehört zu den größten Einrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft. Das Institut beschäftigt sich mit der Analyse des Genoms von Mensch und anderen Organismen. Damit leistet es einen Beitrag zu einem umfassenden Verständnis biologischer Abläufe im Organismus und zur Aufklärung der molekularen Ursachen vieler menschlicher Erkrankungen. Ziel der gemeinsamen Anstrengung aller Gruppen des MPIMG ist es, auf molekularem Niveau neue Einblicke in die Entstehung von Krankheiten zu gewinnen, um so zu einer Entwicklung ursachengerechter Behandlungsmethoden beizutragen.


Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft

Das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft ist aus dem 1911 gegründeten "Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie" in Berlin-Dahlem hervorgegangen. Es betreibt Grundlagenforschung auf dem physikalisch-chemischen Gebiet und ist eine weltweit bekannte Forschungseinrichtung. Einer der Forschungsschwerpunkte liegt auf dem Gebiet der Katalyseprozesse, speziell in der Untersuchung von physikalisch-chemischen Prozessen an Oberflächen und Grenzflächen, einem Sektor von großer Bedeutung für die Entwicklung leistungsfähiger Katalysatoren für die Chemieindustrie.


Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Gegründet wurde das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung im Jahr 1961 als Institut für Forschung auf dem Gebiet des Bildungswesens; seinen heutigen Namen erhielt das Institut im Jahr 1971. Betrieben wird Grundlagenforschung in vier Forschungsbereichen und drei Forschungsgruppen: Forschungsbereiche sind Adaptive Rationalität und Adaptives Verhalten, Entwicklungspsychologie und Geschichte der Gefühle; die Forschungsgruppen befassen sich mit den Bereichen Affekt im Lebensverlauf, Emotionen im Musikleben Europas und Schriftspracherwerb und Leseentwicklung.


Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

1994 wurde das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte mit seinem Sitz in Dahlem gegründet. Das internationale wissenschaftshistorische Forschungszentrum befasst sich mit grundlegenden Fragen der Wissensgeschichte bis zur Gegenwart. U.a. wird untersucht, wie sich Kategorien des Denkens, des Beweisens und der Erfahrung in Wechselwirkung zwischen den Wissenschaften und den sie umgebenden Kulturen historisch herausgebildet haben. Die Forschungen befassen sich mit allen Epochen und Kontinenten, von der babylonischen Mathematik über die Naturgeschichte der Renaissance bis zu den Anfängen der Quantenmechanik oder der Neurowissenschaft. Der Gründungsdirektor, Prof. Renn selbst erforscht die historische Entwicklung der Arbeiten Albert Einsteins und war der Organisator der großen Einstein - Ausstellung in Berlin im "Einstein - Jahr 2005".


Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

Die im Jahr 1870 gegründete Bundesanstalt für Materialforschung und–prüfung (BAM) ist heute eine Bundesoberbehörde und Einrichtung der Ressortforschung der Bundesrepublik Deutschland, die dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - als Aufsichtsbehörde - untersteht. Organisiert sind die 1.660 Beschäftigten, die unter der Leitlinie der Bundesanstalt „Sicherheit in Technik und Chemie“ arbeiten, in 11 Abteilungen mit 55 Fachbereichen und 11 Referaten. Die Aufgaben der BAM gliedern sich in drei Tätigkeitsbereiche: Forschung und Entwicklung, Prüfung, Analyse und Zulassung, Beratung und Information und umfassen Hoheitliche Funktionen für die öffentliche technische Sicherheit, Mitarbeit in der Regelsetzung (Gesetze, Verordnungen, nationale und internationale Normen), Beratung der Bundesregierung, der Wirtschaft und von Organisationen in Fragen des Aufgabenverbunds, Entwicklung und Bereitstellung von Referenzverfahren sowie Weiterentwicklung von Sicherheit und Zuverlässigkeit in Chemie- und Materialtechnik.


Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH

Bis zum Juni 2008 unter der Firma Hahn-Meitner-Institut Berlin (HMI) fusionierte die 1959 gegründete Einrichtung mit der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung zur heutigen Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH, einem naturwissenschaftlichen Forschungszentrum des Bundes (zu 90%) und des Landes Berlin (zu 10% Anteilen). Das Helmholtz-Zentrum Berlin, es ist eins von bundesweit 18 Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft, betreibt an den Standorten Wannsee (Lise-Meitner Campus rd. 800 Personen) und Adlershof (Wilhelm-Conrad-Röntgen-Campus rd. 300 Personen) Grundlagenforschung in den Bereichen Struktur der Materie, Solarenergie und im geringeren Umfang Gesundheit. Mit ihren Großgeräten, der Neutronenquelle BER II und der Synchrotronquelle BESSY II, lässt sich die Forschung auf höchstem Niveau – hohe Magnetfelddichte, tiefe Temperaturen hohe Drücke – durchführen. Dank seiner hervorragenden Forschungsinfrastruktur zieht das Helmholtz-Zentrum jährlich rund 2500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus bislang 35 Ländern an.

Zuse Institut Berlin

Das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB) trägt den Namen des Erfinders des weltweit ersten frei programmierbaren Computers. Das Zentrum wurde 1984 durch Gesetz als Anstalt des öffentlichen Rechts und außeruniversitäre Forschungseinrichtung des Landes Berlin gegründet und hat seinen Sitz in Dahlem auf dem Campus der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte sind Numerische Mathematik, Diskrete Mathematik und Informatik. Das ZIB wirkt maßgeblich an der Lösung hochkomplexer und praxisrelevanter Problemfragen aus den Bereichen Technik, Umwelt, Gesellschaft und Wissenschaft mit. Darüber hinaus ist das ZIB mit Partnern aus den Bereichen Medizintechnik, Telekommunikation, Energieversorgung, Transport und Logistik, Nano-Optik und der Chemie-, Elektro-, Computerindustrie in diverse gemeinsame Projekte involviert und wirkt an der Implementierung effizienter Verfahren aktiv mit. Aus Forschungsgruppen des Konrad-Zuse-Zentrums sind zahlreiche Ausgründungen, Spin-offs hervorgegangen.


Botanischer Garten und Botanisches Museum (BGBM)

Das im Jahr 1815 entstandene Königliche Herbarium war zugleich Keimzelle für das aus ihm in 1879 hervorgegangene königliche Botanische Museum, in dem die ständig wachsende Pflanzensammlung wissenschaftlich bearbeitet wurde; die Vereinigung von Museum und Botanischem Garten erfolgte dann im Jahr 1910. Der Botanische Garten in Dahlem umfasst eine Fläche von über 43 ha und gehört zu den größten und bedeutendsten Anlagen dieser Art in der Welt. Rund 22.000 verschiedene Pflanzenarten werden hier kultiviert. In der 13 ha großen Pflanzengeographischen Abteilung und den über 6000 qm umfassenden Gewächshäusern kann man sich auf eine botanische Reise rund um den Globus begeben, ergänzt durch die Einblicke in die verwandtschaftlichen Beziehungen bei Gehölzen und krautigen Pflanzen in einer 14 ha großen Anlage (dem Arboretum).


Julius Kühn-Institut (JKI)

Das Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI) ist eine zum 1. Januar 2008 im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geschaffene Forschungseinrichtung mit Sitz in Quedlinburg und einer - von mehreren - Außenstelle in Dahlem. Das JKI ist für das Schutzziel "Kulturpflanze" in seiner Gesamtheit zuständig. Diese Zuständigkeit umfasst die Bereiche Pflanzengenetik, Pflanzenbau, Pflanzenernährung und Bodenkunde sowie Pflanzenschutz und Pflanzengesundheit. Das Berliner Institut befasst sich mit der Ökologischen Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz sowie mit Strategien und Folgenabschätzung. Das Versuchsfeld des Julius Kühn-Instituts in Berlin-Dahlem ist mit 7,1 Hektar das größte in einem urbanen Ballungsgebiet Deutschlands.

Wissenschaftsstandorte im Berliner Südwesten