Fotos: © www.der-gottwald.de | Artikel: Sven Goldmann
6. RegioTalk, 21. Februar 2023 im Kabbalah Center
Business for future - erfolgsstrategien anders denken
Später am Abend kommt eine Frage aus dem Publikum, die Heskel Nathaniel in Verzückung versetzt. 90 Minuten lang hat der Berliner Unternehmer schon geredet, über einen anderen, einen spirituellen Weg zum Erfolg. In jeder Sekunde seines Vortrages sind ihm Spaß und Begeisterung von den Lippen abzulesen, aber es geht immer noch ein bisschen mehr. Um kurz vor acht also meldet sich eine Frau aus der dritten Reihe im prächtigen Saal des Kabbalah Centers an der Schöneberger Hauptstraße. Es geht ihr um die zuvor von Nathaniel skizzierten Parallelen der Kräfte des Universums zu menschlichem Verhalten, vor allem um die ausgleichende Kraft des Widerstands der Neutronen in der Auseinandersetzung von Protonen und Elektronen.
Das klingt komplizierter, als es ist. Heskel Nathaniel meint: Nichts passiert ohne Grund, jeder hat seine Rolle im Prozess. In diesem Sinne hakt die Frau in der dritten Reihe nach: „Welchen Wert haben denn die Widerstände, die jeder einzelne von uns in sich spürt?“ Da hebt der Mann auf der Bühne die Arme und verneigt sich im Geist. Genau daran hängt das Geheimnis des Erfolges, wie er ihn definiert. Heruntergebrochen auf drei Sätze lässt sich Nathaniels Philosophie ungefähr so definieren: Ich darf nicht nur auf mein Ego hören und mir bedingungslos das nehmen, was ich unbedingt will! Ich muss widerstehen und bedenken, ob auch andere von meinem Verhalten profitieren! Denn wer nur an sich denkt, wird keinen nachhaltigen Erfolg haben!
Ungewöhnliches geschieht bei diesem 6. RegioTALK des Regionalinkubators Berlin Südwest (RIK), den Professor Frank Schaal diesmal im nördlichen Exil an der Schöneberger Hauptstraße moderiert. Nathaniel hat das Kabbalah Center vor sieben Jahren gegründet. Es ist eine der vielen Erfolgsgeschichten des erfolgreichen Unternehmers, der in der Berliner Wirtschaftswelt als Co-Founder und CEO der Trockland Management GmbH bekannt ist. Heskel Nathaniel entwickelt Immobilien und lebenswerte Räume, etwa das Pier 61|64 an der East Side Gallery oder das Eiswerk an der Köpenicker Straße in Berlin-Mitte. Sein Geschäftsvolumen umfasst geschätzt 2,5 Milliarden Euro, aber davon redet er an diesem Abend nicht. Er nennt keine einzige Zahl, führt keine Bilanzen an und keine Business-Strategien, wie sie in der Welt der Hochfinanz gelehrt werden.
Heskel Nathaniel verfolgt einen anderen Ansatz. Einen, der seinen Ursprung in der Spiritualität hat, im Gegensatz des Geistlichen zum Materiellen. Gleich zum Beginn seines Vortrags fragt er in die 80-köpfige Runde: „Was sind Ihre Ziele im Leben?“ Die Antworten sind naheliegend: Erfolg! Glück! Sicherheit! Freiheit! Selbstverwirklichung! Und, natürlich: Liebe! Nathaniel nickt zufrieden. Die ganze Bandbreite menschlicher Erfüllung, „und wissen Sie, was all diese Ziele gemeinsam haben? Nichts davon ist materiell! Wir leben in einer physischen Welt. Aber was wir suchen, ist nicht physisch!“ Der Wert der Spiritualität besteht auch darin, dass mit Geld allein nicht zu kaufen ist. Niemand kann Erfolg, Glück oder Liebe einfach mitnehmen und in einen Schrank sperren. Sie wollen jeden Monat, jeden Tag, jede Stunde aufs Neue erobert werden.
Von dieser Erkenntnis ist es nicht mehr weit zu den Kräften des Universums, zu Protonen, Elektronen und den Neutronen mit ihrem verbindenden Widerstand. Daraus leitet sich das unternehmerische Erfolgsgeheimnis des Gebens und Nehmens ab. Heskel Nathaniel erzählt dazu eine Geschichte, sie handelt von einem König, der zur Einweihung eines Tempels ein großes Fest gibt. Er will dazu auch eine gute Tat begehen und verfügt, dass das Büffet von einem Bettler eröffnet werden müsse. Der Bettler ist schnell gefunden, aber er mag einfach nichts essen von den aufgetischten Köstlichkeiten. Unruhe macht sich breit im Saal. Die edlen Gäste haben Hunger, aber sie dürfen sich eben erst bedienen, wenn der von der Straße geholte Bettler den Anfang gemacht hat. Der sagt schließlich nach immer flehentlicher werdenden Bitten: „Na schön, dann werde ich Ihnen etwas Gutes tun und eine Kleinigkeit essen.“ Der tiefere Sinn liegt auf der Hand. Der Übergang vom Geben zum Nehmen ist fließend und lässt sich diametral entgegengesetzt interpretieren, ganz im Sinne der Kräfte des Universums.
Heskel Nathaniel reicht die Botschaft weiter an das Publikum: „Fragen Sie sich immer: Bin ich Elektron oder Proton? Bin ich Gebender oder Nehmender?“ Und, daran anschließend: Wie tarieren die Kräfte der Neutronen diese beiden Pole aus? So, wie es die Frau aus der dritten Reihe im prächtigen Saal des Kabbalah Centers gefragt hat: „Welchen Wert haben die Widerstände, die jeder einzelne von uns in sich spürt?“ Deshalb reagiert Heskel Nathaniel so verzückt. Er spürt: Das Publikum hat ihn verstanden.